Interview vom Dezember 2017
„Irrweg bei der E-Mobilität“
Der Stutenseer Hans Lackner gilt im IT-Bereich international seit Jahrzehnten als Koryphäe. Für seine zukunftsweisenden Entwicklungen in der Kommunikationstechnologie wurde er vielfach ausgezeichnet. Mitgewirkt hat er zudem bei der Entwicklung der Standards für digitale Netzwerke und ist weiter sehr begehrt. Er betreibt daneben seit 2000 in Blankenloch seine Consultingfirma für Kommunikationstechnologie „QoSCom“. Mit Hans Lackner sprach Ale-xander Werner über für die Menschen wesentliche Entwicklungen.
Sie sagten vor einem Jahr, auf das Jahrzehnt des Handys folgt nun das der Roboter. Was haben wir zu erwarten?
Lackner: Aus meiner Sicht sind für das nächste Jahrzehnt drei Themen beherrschend, die sehr eng zusammenhängen: Robotik, Autonomes Fahren und e-Mobility. Dabei sind neben der Entwicklung und dem Stand der Technologie vor allem die Auswirkung auf unser Leben entscheidend. Roboter haben wir schon heute eine Menge in Wirtschaft und Alltag. Das fängt mit kleinen Haushalthilfen an. Wir schicken Roboter selbst auf ferne Planeten. Jetzt werden die Prototypen serienreif gemacht.
Wie geht das konkret vonstatten?
Lackner: Man baut variabel einsetzbare Module. Damit muss man nicht alles neu erfinden und es wird billiger. Etwa eine künstlicher Hand kostet dann nicht mehr 200 000 Euro, sondern vielleicht 20 000 Euro bei höherer Funktionalität. Dazu sind Roboter schon heute lernfähig. In Verbindung mit künstlicher Intelligenz muss nicht mehr alles programmiert werden. Ein Beispiel für humanoide Wege gibt ein Forschungsprojekt im Roboterfußball. Das hat sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2050 eine Roboter-Mannschaft gegen den Weltmeister auflaufen zu lassen. Der Hauptanwendungszweck aber liegt in maschineller Unterstützung.
Fallen auch vernetzte Häuser in die Sparte „Robotik“?
Fallen auch vernetzte Häuser in die Sparte „Robotik“?
Lackner: Prinzipiell ja. Wenn man an Smart Home denkt, gibt es da viele Beispiele für auto-matische Unterstützung. Eine echte Zielgruppe wären ältere Menschen. Das Hauptproblem in diesem Bereich ist die Standardisierung. Die fehlt noch. Das bedingt hohe Kosten. Es gibt zahlreiche Techniken, aber viele verschiedene Hersteller mit inkompatiblen Lösungen. All-gemein geht es heute bei Robotern im Wesentlichen darum, ihre visuelle Probleme, die Um-welt zu erkennen, zu lösen. Das gilt ebenso fürs autonome Fahren.
Was bedeutet autonomes Fahren? Ist Individualverkehr ein Auslaufmodell?
Lackner: So, wie er sich heute gestaltet, ja. Autonomes Fahren ist Individualverkehr, nur an-ders organisiert. Die Grundidee ist, man ordert ein Fahrzeug, lässt sich ohne Fahrer an ein beliebiges Ziel chauffieren und rechnet digital ab. Die Flexibilität bleibt, nur der Fahrzeugbesitz entfällt. Autos wären bei organisatorisch nötigen Firmenkooperationen permanent unterwegs, insofern schnell verfügbar bei einem um 60 Prozent reduziertem Aufkommen und durch Car Sharing. Das löst auch unser Parkproblem. Derzeit sind wir technisch noch nicht so weit, dass das Auto komplett autonom fährt. Wir sind auf der Stufe drei, wo das Auto auto-nom agiert, bis es signalisiert, dass es dieses nicht mehr beherrscht und der Fahrer einspringen muss. Solch teilautomatischer Betrieb kann man ab 2019 erwarten. Die nächste Stufe ist ein Eingreifen nur noch in Notfällen, bis wir dann die letzte erreichen: die komplette Automati-sierung. Während noch rechtliche Fragen offen sind, geht das technisch schon, muss aber in-tensiv getestet werden. In Karlsruhe etwa ist dafür ein Versuchsprojekt im Aufbau, bei dem die Stadt auf das autonome Fahren vorbereitet werde soll. Die Ampeln werden zum Beispiel mit Sensoren ausgestattet. Es dauert sicher noch einige Zeit, bis man der Software vertraut.
Was bedeutet das für den öffentlichen Nahverkehr?
Lackner: Eine solche Konkurrenz, dass der ÖPNV ersetzt werden könnte. Bereits jetzt sind Betreiber dabei, sich an dem Zukunftsmodell zu beteiligen. Aus meiner Sicht zielt der Ausbau des ÖPNVs in der jetzigen Form in die falsche Richtung. Allerdings geht es speziell mit Fokus auf Nahverkehr um Ballungsgebiete. Angesichts nötigen Bedarfs und Zuspruchs wird es in rein ländlichen Gegenden schwieriger.
Würde dieses Modell dann einhergehen mit dem der E-Mobilität?
Lackner: Mit Sicherheit. Aber E-Mobilität nicht in dem Sinn, wie es die meisten Leute und Politiker verstehen. Elektromotoren mit großen Batterien im Auto anzutreiben, ist reiner Unsinn und ein Irrweg. Ökologisch ist die Bilanz nicht besser als bei einem Benzinmotor. Dazu kommen Probleme bei Reichweite und Infrastruktur. Die Herstellung der Batterien ist alleine schon ein Riesenproblem. Das braucht seltene Erden und große Fabriken. Elektromotoren an sich sind vernünftig und effizient. Sie mit heutigen Verbrennungsmotoren und einer kleinen Batterie zu betreiben, wäre schon umweltfreundlicher. Synthetisches Gas, das sich aus Wind-kraftstrom gewinnen lässt, ist eine Alternative, die ohne neue Infrastruktur die benötigte Energie bereitstellen kann. Genauso kann man Wasserstoff herstellen. Auf dieser Basis mit Brennzellen E-Mobile zu betreiben, zeigt den Weg auf. Bei Reichweiten von heute 600 Kilo-metern und Tankzeiten wie heute bei Benzin, ist das Reichweitenproblem gelöst. Kleine Batterien sind dabei sehr sinnvoll im Leistungsspektrum und energieeffizient. Mit 60 PS käme ein Fahrzeug völlig aus und die Batterie würde bei höherem Leistungsbedarf einspringen. Leider wird dieser erfolgversprechende Ansatz heute nicht weiter verfolgt. Riesige Batterien und Stromtrassen wären überflüssig. Ich bin sicher, dass in zehn Jahren über den reinen Batterieantrieb niemand mehr spricht.
Text/Foto: Alexander Werner
Foto: Werner
Analysiert mit kritischem Weitblick: IT-Koryphäe Hans Lackner
Was bedeutet autonomes Fahren? Ist Individualverkehr ein Auslaufmodell?
Lackner: So, wie er sich heute gestaltet, ja. Autonomes Fahren ist Individualverkehr, nur an-ders organisiert. Die Grundidee ist, man ordert ein Fahrzeug, lässt sich ohne Fahrer an ein beliebiges Ziel chauffieren und rechnet digital ab. Die Flexibilität bleibt, nur der Fahrzeugbesitz entfällt. Autos wären bei organisatorisch nötigen Firmenkooperationen permanent unterwegs, insofern schnell verfügbar bei einem um 60 Prozent reduziertem Aufkommen und durch Car Sharing. Das löst auch unser Parkproblem. Derzeit sind wir technisch noch nicht so weit, dass das Auto komplett autonom fährt. Wir sind auf der Stufe drei, wo das Auto auto-nom agiert, bis es signalisiert, dass es dieses nicht mehr beherrscht und der Fahrer einspringen muss. Solch teilautomatischer Betrieb kann man ab 2019 erwarten. Die nächste Stufe ist ein Eingreifen nur noch in Notfällen, bis wir dann die letzte erreichen: die komplette Automati-sierung. Während noch rechtliche Fragen offen sind, geht das technisch schon, muss aber in-tensiv getestet werden. In Karlsruhe etwa ist dafür ein Versuchsprojekt im Aufbau, bei dem die Stadt auf das autonome Fahren vorbereitet werde soll. Die Ampeln werden zum Beispiel mit Sensoren ausgestattet. Es dauert sicher noch einige Zeit, bis man der Software vertraut.
Was bedeutet das für den öffentlichen Nahverkehr?
Lackner: Eine solche Konkurrenz, dass der ÖPNV ersetzt werden könnte. Bereits jetzt sind Betreiber dabei, sich an dem Zukunftsmodell zu beteiligen. Aus meiner Sicht zielt der Ausbau des ÖPNVs in der jetzigen Form in die falsche Richtung. Allerdings geht es speziell mit Fokus auf Nahverkehr um Ballungsgebiete. Angesichts nötigen Bedarfs und Zuspruchs wird es in rein ländlichen Gegenden schwieriger.
Würde dieses Modell dann einhergehen mit dem der E-Mobilität?
Lackner: Mit Sicherheit. Aber E-Mobilität nicht in dem Sinn, wie es die meisten Leute und Politiker verstehen. Elektromotoren mit großen Batterien im Auto anzutreiben, ist reiner Unsinn und ein Irrweg. Ökologisch ist die Bilanz nicht besser als bei einem Benzinmotor. Dazu kommen Probleme bei Reichweite und Infrastruktur. Die Herstellung der Batterien ist alleine schon ein Riesenproblem. Das braucht seltene Erden und große Fabriken. Elektromotoren an sich sind vernünftig und effizient. Sie mit heutigen Verbrennungsmotoren und einer kleinen Batterie zu betreiben, wäre schon umweltfreundlicher. Synthetisches Gas, das sich aus Wind-kraftstrom gewinnen lässt, ist eine Alternative, die ohne neue Infrastruktur die benötigte Energie bereitstellen kann. Genauso kann man Wasserstoff herstellen. Auf dieser Basis mit Brennzellen E-Mobile zu betreiben, zeigt den Weg auf. Bei Reichweiten von heute 600 Kilo-metern und Tankzeiten wie heute bei Benzin, ist das Reichweitenproblem gelöst. Kleine Batterien sind dabei sehr sinnvoll im Leistungsspektrum und energieeffizient. Mit 60 PS käme ein Fahrzeug völlig aus und die Batterie würde bei höherem Leistungsbedarf einspringen. Leider wird dieser erfolgversprechende Ansatz heute nicht weiter verfolgt. Riesige Batterien und Stromtrassen wären überflüssig. Ich bin sicher, dass in zehn Jahren über den reinen Batterieantrieb niemand mehr spricht.
Text/Foto: Alexander Werner
Foto: Werner
Analysiert mit kritischem Weitblick: IT-Koryphäe Hans Lackner
Beitrag Badische Neueste Nachrichten 12/2016
Innovatives aus geistiger Kreativwerkstatt
Hans Lackner setzt mit seinen Kommunikationstechnologien seit Dekaden Maßstäbe
Stutensee-Blankenloch (awe). Es war ein Meilenstein, als 1982 das erste „Lokale Netz“ in Deutschland als Grundlage fürs Internet mit neuer, leistungsfähigerer „Ethernet-Technologie“ an der Universität Karlsruhe in Betrieb ging. Nicht das erste Projekt mit Signalwirkung, an dem der Stutenseer Hans Lackner, damals noch stellvertretender Rechzentrumsleiter, beteiligt war. Zukunftsweisendes im IT-Genre zu entwickeln und unters Volk zu bringen, diesem Antrieb folgte der frühere Informatikstudent und wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni seit jeher. Spätestens seit 1990 gilt er dabei als international ausgewiesene und mit Auszeichnungen bedachte Koryphäe und hat bei der Entwicklung aller Standards mitgewirkt, die schlicht ausgedrückt, Computer in lokalen Netzen koppeln.
Die „QoSCom GmbH“, die der gebürtige Detmolder im Jahr 2000 in Blankenloch als Consultingfirma für Kommunikationstechnologie begründete und seither im Geschäftsführerverbund mit Gattin Hannelore leitet, war neben allerlei Positionen und Kooperationen nicht sein erstes Unternehmen, mit dem er diesen Weg ging. Es klingt schon wie eine Geschichte aus einem längst vergangenen Zeitalter, wenn Lackner erzählt, wie 1984 die bundesweit erste E-Mail im Zuge einer Vernetzung in die USA an der Universität einging. Die Innovationen, die Lackner seither einbrachte und beflügelte, reihen sich nahtlos aneinander und berühren breitgefächert Industrie, Stromkonzerne wie die EnBW, Firmen und das traute Eigenheim.
Abgeschlossen ist mittlerweile die Netzplanung, die Lackner mit allen Diensten für Sprache, Daten, Video und Alarmsicherung für den neuen Berliner „Skandalflughafen“ 2011 in Angriff nahm und die er gerade durch oder dank der latenten Verzögerungen beim Bau mit höheren Qualitätsstandards als ursprünglich beschlossen weiterentwickelte. Aktuell so richtig los geht es beim ihm jetzt mit der Konzeption der Kommunikationstechnik für die „TransNet BW“, die für den Stromtrassenaufbau im Zuge der Energiewende verantwortlich ist. Sei dabei zum einen die Gleichstromübertragung ein großes Thema, so die kontrolliert gesteuerte, sichere Kommunikationstechnik das Wichtigste. Bräche die zusammen, dann mit ihr das ganze Netz, was einem absolutem Gau gleichkäme, bei dem nichts mehr ginge, betont Lackner.
Bei „IoT – Internet of Things“ geht es in eine andere Richtung. Beim diesem Projekt der RWE-Tochter „Lemonbeat“ nämlich um die Weiterentwicklung von Heimnetzwerken, die sich intern wie extern steuern und kontrollieren lassen. Nun involviert das in der Praxis teilweise sicher Spielereien, aber ebenso sehr Sinnvolles wie etwa wertvolle häusliche Unterstützungen von Senioren, wie Lackner erläutert. Intensiv befasst hat er sich auch mit selbst fahrenden Autos und Techniken für Elektrofahrzeuge. Wenn Lackner mit im Institut „IEEE“ aktiv ist, einem weltweiten Zusammenschluss von Ingeneuren und Wissenschaftlern, steht das ebenso dafür, wie er Eigenkreativität mit beständigem Blick darauf verbindet, was sich in der Welt tut. Daneben pflegt er Kommunikationsstammtische für Technikfreaks, publiziert und gibt Vorlesungen an der Dualen Hochschule.
Spannend genug für ihn, was noch kommen wird. „Erlebten wir jetzt das Jahrzehnt des Handys, so wird das nächste das der Roboter sein“, sieht er nach vorn. Intelligente Maschinen, die sich überall in der Welt selbst zurechtfänden. Das fange beim Auto an und gehe weiter mit lernfähigen Robotern, bei denen schon unglaubliche Fortschritte gemacht worden seien. „Ich habe jedenfalls noch viel vor“, versichert Lackner.
Foto: Werner
Die erste Ethernet-Bridge oder der Sternkoppler sind nur zwei Zeugnisse von den vielen Innovationen, die der Stutenseer IT-Unternehmer Hans Lackner in Jahrzehnten entwickelte.